7
Jun
2011

klang_stille

die streicher weinen flehen
im crescendo spielen die bläser
ein letztes mal auf werden eins
im forte mit dem brausen der orgel

volltönend schwingt die luft vibriert
bis zum abschlag des taktstocks
durchwellt den unsichtbaren raum
gestillt das unbestimmte sehnen

gleichsam fern ein donnern
und rauschen: applaus


dann stille

©GJ20110605

5
Jun
2011

nach dem gewitter

wind frischt auf kühlt
raum und denken kräuselt
härchenflaum auf deinem arm
der atem - gleichstrom

bemooste mauern
polstern die erinnerung

du suchst
nach dem verlorenen wort
trachtest sterne zu pflücken
dabei ist alles gesagt

©GJ2005/2011

4
Jun
2011

Jüdisches Museum Frankfurt am Main

Heute, einen Tag nach dem Besuch der Nelly-Sachs-Ausstellung, kann ich noch nicht präzisieren und werde es vielleicht auch nicht in verständliche Worte fassen können, was mich an dieser Ausstellung sehr berührt hat.
Gewiss war es auch das Ambiente des Jüdischen Museums, das die Geschichte aufleben lässt, in dem die Ausstattung daran erinnert, wie wohlhabende Juden um 1930 in Deutschland gewohnt haben.
Es ist, als hätte mich eine jener Adern aus dem „Adernetz der Sprache", Nelly Sachs' getroffen und stumm gemacht, ergriffen, vom Schicksal der Nelly Sachs, als Mensch und Autorin, die beide ineinander verschmolzen waren.
Wer die Gelegenheit hat, sich diese Ausstellung anzusehen, anzuhören, u. a. mit eindringlichen Tondokumenten - Nelly Sachs bei der Preisverleihung des Deutschen Buchpreises in der Paulskirche 1965, Paul Celan beim Rezitieren ihrer Gedichte - sollte es nicht versäumen.
Die Wanderausstellung kommt auch nach Dortmund
(19.11.2011 - 29.01.2012) Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund

2
Jun
2011

?

vernebelt durch den eignen duft / der ihn betört und
deine illusion füttert / dass alter keine rolle spiele
nicht für dich und jetzt auf keinen fall / wäre da nicht
dieses leichte kichern in deinem hinterkopf und
der blick / abgerückt / als dein zuschauer


©GJ20110520

30
Mai
2011

"Ein Tag für die Literatur"

Unter dem Motto „Literaturland Hessen - Ein Tag für die Literatur“ hat die LITERATURGESELLSCHAFT HESSEN e. V. (LIT)
am 29.05.2011, um 17:00 Uhr, im Kurhaus - Villa Borgnis, Hauptstraße 21, Königstein im Taunus, eine gutbesuchte Veranstaltung durchgeführt.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen ausgewählte Briefe von Caroline Schlegel-Schelling, die 1793 auf der Burg Königstein im Taunus, zur Zeit der „Mainzer Republik“ (Französische. Revolution), inhaftiert war. Festnahmen wurden schon auf die Vermutung hin vorgenommen, dass Bürger mit den Jakobinern (Klubisten) sympathisierten.

Später war Caroline Schlegel-Schelling Mitglied der Gruppe der Jenaer Frühromantiker (Brüder Schlegel, Schelling, Novalis, Fichte u. a.).

Oh wie gut fühlt es sich an, nach einer solch gelungenen Veranstaltung!
Einen halben Zentimeter über dem Boden schweb ich noch, so beflügelt mich das Lob, der Veranstaltungsbesucher.
Scherz beiseite!


Nach meiner etwa zehnminütigen historischen Einführung, die Biografie Caroline Schlegel-Schellings betreffend, mit Zitaten aus ihren Briefen gewürzt, begann das „eigentliche“ Programm.

Lied und Gesang, Lesung eines Briefausschnitts, die kurze Vorstellung der/s jeweiligen Autorin/s und Überleitung vom gelesen Briefausschnitt zum jeweiligen Text des Autors, wechselten ab. Im Mittelteil des Programms schuf Olaf Veltes Lyrik, in der er die Zeit des Vormärz thematisiert, einen engen Zusammenhalt und ließ bei den Zuhörerinnen und Zuhörern den Eindruck der Gesamtkonzeption nachhallen.

Mich hat es beeindruckt, wie fein, die Prosa Maria Knissels, Peter Kapps und Olaf Veltes Lyrik, mit den von Uschi Flacke gelesenen Briefausschnitten Caroline Schlegel-Schellings korrespondierten. Während der Organisationsphase die Vorstellung im Kopf zu haben, ist nicht zu vergleichen, mit realem Hören, während des Ablaufs.
Uschi Flackes Gesang der historischen Lieder, bei dem sie sich auf dem Akkordeon, bzw., der Gitarre begleitet hat, tat weit mehr als ein Übriges.

Ich bin sehr dankbar, dass ich eine solche Veranstaltung moderieren durfte.
Hier kann man schauen wenn man mag:
Literaturgesellschaft Hessen e.V.

©GJ20110530

25
Mai
2011

Kann das gut gehen?

„experiment –lyrisch“
so heißen die Frankfurter Lyriktage in diesem Jahr.

Eine Zusammenfassung der Eröffnungsveranstaltung.

Nach der Begrüßung durch den Kulturdezernenten, drei bekannte Gesichter: Raoul Schrott, Gert Scobel und Hubert Winkels, der das Gespräch moderieren wird.

Es ging gut, sehr gut sogar, das vorab.


Die Veranstaltung deckt mehr ab, als das, was im Programm angekündigt wurde. Zunächst ging es um „Gehirn und Gedicht“, ein Buch von Raoul Schrott und Artur Jacobs.
Darin setzen sich die Autoren damit auseinander, inwieweit alle Sprache im Ursprung Poesie ist.
Dieses sei u. v. a darauf zurückzuführen, dass Menschen sich Verse schlicht besser merken können. Bevor die Schrift erfunden war, hatte dieses eine weitaus größere Bedeutung, als heutzutage, obgleich Beispiele aus Werbung und die Markenbezeichnungen, genau dieses für ihre Zwecke nutzen.

Drei wichtige Bausteine seien es, die ein gutes Gedicht ausmachten:
• Semantisches Können
• Klangliche Beschaffenheit (Poesie wurde früher gesungen)
• Bildhafte Darstellung (Assoziationsvermögen)

Gute Gedichte gebe es wahrhaftig nicht viele, im Verhältnis zur Menge, der geschriebenen. Ein Gedicht ist die Essenz (ich sage Verdichtung), muss sich auf weniger Wörter beschränken, als Prosa, deshalb muss jedes Wort sitzen.
Interessant zu erfahren und nachvollziehen zu können, dass Metaphern – und unsere Sprache besteht fast ausschließlich aus solchen – von der Körperbewegungen abgeleitet werden. Das beginnt beim Wort „begreifen“ und lässt sich „mühelos“ mit einem unerschöpflichen Reichtum an Gebrauchsmetaphern (Verben!) belegen. (Hochgehen, Absteigen, Überlegen, Ausspannen, Überblicken, usw. usf., um ein paar Beispiele zu nennen). Metaphern haben also offensichtlich sehr viel mehr mit dem menschlichen Körper zu tun, als es auf den ersten Blick aussieht, was nicht verwundert, wenn man bedenkt, wann die ersten uns bekannten Dichtungen entstanden sein müssen.
Interessant, dass Religion in früher Dichtung allgegenwärtig war. Götter waren untrennbar vom Alltagsgeschehen Gegenstand der Dichtung. Eine Trennung der Liebe von Erotik und Sexualität gab es nicht.
Hier kommt Gert Scobel ins Gespräch mit seinen Büchern: „Der Ausweg aus dem Fliegenglas“: Wie wir Glauben und Vernunft in Einklang bringen können und „Weisheit: Über das, was uns fehlt“.
Poesie habe viel mit „Glauben“ zu tun, in der nicht religiös besetzten Bedeutung des Wortes.
Im religiösen Glauben hingegen werde immer auch die Vernunft wichtig sein, im Hinblick auf z. B. auf religiösen Fanatismus.

Sehr schön, die Rezitation der Gedichte die Raoul Schrott aus dem Altägyptischen übertragen hat.
Bestimmt lesenswert das Buch.

©GJ20110525

24
Mai
2011

Durchbruch

Sonnenstrahlen lichten letzte Nebelschleier,
malen erste Schatten zaghaft unbestimmt -
aber ich: Breche eine Lanze für dich!

©GJ201105024

23
Mai
2011

mutterliebe II

mutter

im fieber umfasste ich oft deine arme / ertrug
nur so die tausendfachen stiche der bettdecke
die zum nagelbrett wurde / du kühltest meine
stirn und gabst dem alp die sporen

nun sitzt er fest auf deiner brust

kein wort fällt aus der stille
kein trost durch sie hindurch
du blickst nach innen

ich halte deine hand
sie fühlt sich trocken an
so kalt und mager schon

hier ist dein kind
fühlst du?

©GJ2004/2011
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Zuletzt aktualisiert: 13. Feb, 21:00

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